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Der Schein trügt: Wie ein Kerzenleuchter zum zentralen Objekt des NS-Weihnachtskults wurde
Cordula Engeljehringer Die Instrumentalisierung harmloser Objekte für politische Zwecke ist keine Seltenheit. Die wechselhafte symbolische Bedeutung des sogenannten Julleuchters ist ein besonders anschauliches Beispiel dafür, wie frühgeschichtliche Gegenstände für politische Ideologien missbraucht wurden.
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Mythos Modernität? Die Schulreformen der Aufklärung als Teil historischer Meistererzählungen
Benedikt Stimmer Den großen Schulreformen des ausgehenden 18. Jahrhunderts kommt im öffentlichen Bewusstsein der meisten europäischen Länder ein besonderer Stellenwert zu. Einführung der Schulpflicht, Bildung einer Bürgergesellschaft, Durchsetzung säkularer Staatlichkeit, Schaffung der Nation: Die Topoi erscheinen vielfach austauschbar; zugleich lassen sie die Erziehungsanstrengungen der Aufklärung rückblickend geradezu als Beginn der Moderne erscheinen. Aber lässt sich…
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Aus dem Reich der Weltmodelle – der Hunt-Lenox Globe und seine ‚Kinder‘
Martina Pippal Ein Sammler, der gerne ‚verkannten‘ Werken nachjagt, findet 2012 auf der Karten- und Globenmesse in London ein ansprechendes Objekt: einen Globus von weißlicher Farbe, ca. 11 cm im Durchmesser. Die Weltkarte auf dem Globus verweist auf deren Entstehung um 1510. Der Verkäufer spricht – wie der Kollege, von dem er das kleine Erdmodell…
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Echt falsch antik? Archäologie, Kulturerbe, Ästhetik in und aus Griechenland im 19. Jahrhundert
Angelika Hudler Das Gegenteil eines echten Artefakts ist seine Fälschung. Aber stehen originale und gefälschte Antiken durch ihre zeitgleiche Entdeckung bzw. Anfertigung, ihre Herkunftsorte, Hersteller:innen und Besitzer:innen nicht auch in direkter Beziehung zueinander? In diesem Beitrag veranschaulichen falsche Tanagräerinnen echte archäologische Themen in Griechenland im späten 19. Jahrhundert.
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Historische Fakten und religiöse Identität, oder: von den zwei Wahrheiten
Gerhard Langer Das Judentum basiert maßgeblich auf der Überlieferung eines Manns, dessen wahre Identität im Dunkeln bleibt. Das Christentum geht weit weniger auf einen historischen Jesus, als auf findige Interpreten seiner Botschaft zurück, und der Islam wurde von einem Propheten begründet, dessen Leben von vielen Mythen umrankt ist. Wie lässt sich damit umgehen, wenn historische…
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„Cancel culture“ im antiken Rom: Manipulation und Desorientierung
Fritz Mitthof Im antiken Rom wurde eine besonders radikale Form der Gedächtnispolitik praktiziert: Es existierte eine spezielle Strafform, die sogenannte damnatio memoriae, welche ein striktes Verbot von Bildnissen und namentlichen Erwähnungen geächteter Personen im öffentlichen Raum vorsah. Dabei kam es allerdings aufgrund diverser Umstände immer wieder zu Unklarheiten und Irrtümern.