Phänomen Fälschung: Forschung und Gesellschaft

Erdglobus

Aus dem Reich der Weltmodelle – der Hunt-Lenox Globe und seine ‚Kinder‘

Martina Pippal

Ein Sammler, der gerne ‚verkannten‘ Werken nachjagt, findet 2012 auf der Karten- und Globenmesse in London ein ansprechendes Objekt: einen Globus von weißlicher Farbe, ca. 11 cm im Durchmesser. Die Weltkarte auf dem Globus verweist auf deren Entstehung um 1510. Der Verkäufer spricht – wie der Kollege, von dem er das kleine Erdmodell eben übernommen hat – von einer Kuriosität respektive einem Dekorationsgegenstand aus Straußeneischalen. Der Sammler sieht in dem Objekt weit mehr als etwas Kurioses oder Dekoratives, nämlich ein Werk von größter kulturhistorischer Bedeutung. Er kauft den kleinen Globus und entwickelt eine Reihe von Thesen. Sie kulminieren in der Zuschreibung des Stückes an Leonardo da Vinci.

Der Severertondo (Temperamalerei auf Holz; Berlin, Ägyptisches Museum) bietet eine Frontalansicht der Kaiserfamilie in prachtvollem Ornat: Septimius Severus mit seiner Gattin Iulia Domna sowie ihre beiden Söhne Caracalla und Geta. Getas Porträt wurde nach dessen Ermordung geschwärzt, allerdings nicht mit Farbe, sondern mit Exkrementen, was dem Eingriff eher den Charakter einer symbolischen Schändung als einer Löschung verlieh. (Quelle: wikimedia commons)

„Cancel culture“ im antiken Rom: Manipulation und Desorientierung

Fritz Mitthof

Im antiken Rom wurde eine besonders radikale Form der Gedächtnispolitik praktiziert: Es existierte eine spezielle Strafform, die sogenannte damnatio memoriae, welche ein striktes Verbot von Bildnissen und namentlichen Erwähnungen geächteter Personen im öffentlichen Raum vorsah. Dabei kam es allerdings aufgrund diverser Umstände immer wieder zu Unklarheiten und Irrtümern.

Der Fälscher, der Lügner, die Außerirdischen und die Archäologie

Fritz Blakolmer

Archäologische Fächer sind (leider) in ganz besonderem Maße anfällig für Fakes: Einerseits taucht unter den tatsächlichen Fundobjekten immer wieder Einzigartiges auf, das auf den ersten Blick alles andere als echt wirkt. Andererseits ist die Quellenlage zur Antike oft so gering, dass es verlockend erscheint, ja unvermeidbar ist, Erklärungen auf unsicherer, argumentativ abwägender Grundlage aufzustellen. Bisweilen sind Archäolog:innen dann auch selbst dazu verleitet, bei ihrer Theorienbildung über das Ziel hinauszuschießen.